Gestern war mein zweiter Praktikumstag. Um 2 Uhr wurde ich gleich schon an der Winzergenossenschaft abgeholt. Kurzes Gespräch mit meiner Mutter, wann sie mich wieder abholen soll, und schon ging es los. Heute waren wir nicht in den Reben über Hach, sondern gerade auf der anderen Seite, also zwischen Auggen und Schliengen. Hoffen auf gutes Wetter war angesagt, denn es wurden kleinere Schauer vorhergesagt.
Als wir angekommen sind, habe ich mit erst einmal Gummistiefel angezogen, da der Boden durch den starken Regen letzte Nacht relativ matschig und tief war( Tief bedeutet, dass man weit in den Boden sinkt). Da die Zeit des Herbstens vorbei war, ging es heute nur um das schneiden der Reben. Rebschere in die Hand und los gings.
Da wir von unten anfangen wollten, durfte ich beim schneiden der einjährigen Weinreben helfen. Das schneiden der einjährigen Weinreben ist relativ leicht. Durch die Halterung von Spanndrähten kann man alle Reben fast genau gleich schneiden. Hierbei soll man den oberen Teil knapp unter dem untersten Spanndraht(Höhe ca.1m-1,20m) mit der Rebschere abschneiden. Den oberen Teil sollte man dann von den Spanndrähten durch abschneiden und abreißen lösen. Rebstämme, die zu dünn und zu klein sind, um davon gut Trauben zu ernten, werden ganz unten noch einmal abgeschnitten. Für eine Reihe haben wir ungefähr 30 Minuten gebraucht.
Ich habe mir die ganze Zeit überlegt, warum solche verschieden Krautpflanzen zwischen den einzelnen Reihen sind. Er erklärte mir, dass das von der WG in Auggen vorgeschrieben ist. Es geht hierbei darum, dass die einzelnen Stoffe im Boden ausgeglichen werden.
Nun weiter! Nach den einjährigen Weinreben ging es weiter zu den zweijährigen Weinreben. Hier war es schon einiges an Arbeit mehr. Wo wir bei den einjährigen Reben für eine Reihe 30 Minuten gebraucht haben, brauchten wir nun für eine halbe Reihe knapp 45 Minuten. Das liegt daran, dass hier viel mehr geschnitten werden muss. Als erstes schneidet man die Rebe so zu, dass nur noch ein Hauptstamm pro Rebe da ist und pro Rebe noch ein Reservestamm. Dann musste man auch den Hauptstamm auf ungefähr 1,75m kürzen und alle kleinen Seitenäste an der Rebe bis zum Auge abschneiden. Das lösen der Äste hier von dem Spanndraht war um einiges schwieriger, denn es waren viel mehr Äste, welche sich auch besser an den Spanndrähten befestigt waren. Somit kostete das losreißen ganz schön viel an Kraft.
Pünktlich zum kurzen Schauer kamen wir dann ins Auto um zum Schluss noch an die dreijährigen Weinreben zu gehen. Hierbei benutzte Herr L. keine normale Rebschere mehr, sondern eine elektrische Rebschere. diese kann bis zu 2 Tage Reben schneiden und dann über Nacht wieder aufgeladen werden. Ich konnte noch eine normale Rebschere nehmen, da ich nur die Seitenäste damit abschneiden musste. Die Arbeit hier war, wie wohl erwartet, die schwierigste, da bei der dreijährigen Rebe die meisten Äste in den Spanndrähten verankert waren. Die Äste, die wir zwischen den Reben liegen gelassen hatten, werden später für die Humusschicht wieder wichtig. Manche Bauern sammeln die Äste auch auf, um dann diese zu Hause zum feuern zu benutzen.
Nachdem wir auch hier noch eine halbe Reihe geschnitten hatten, war die Zeit schon wieder zu Ende und wir fuhren zurück zur WG, wo meine Mutter mich abholen sollte. Da meine Mutter erst eine Viertelstunde später kam, erklärte mir Herr L. noch, was eine Differenzialsperre ist.
Erklärung: Die Differenzialsperre bewirkt, dass die Räder einer Achse starr sind. Wenn man mit dem Traktor zwischen den Reben ist und es leicht feucht ist, dann kann es sein, dass der Traktor den Hang herunterrutscht. Hierbei kann es passieren, dass ein Rad greift und sich nach vorne dreht und ein Rad nicht greift und sich nach hinten dreht. Wenn nun das Rad, das sich nach hinten dreht, wieder greift, dreht sich der Traktor und kippt um. Das kann sehr gefährlich sein, wenn man nicht vorher abspringt. Durch die Differenzialsperre werden solche Unfälle verringert, können aber nicht ganz vermieden werden.
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Bericht einiges erklären. Vielleicht kommt ihr auch mal dazu, Reben zu schneiden, sodass ihr den Beitrag hier als Anleitung nehmen könnt.
MfG
ds94